
Gleich acht Bundesligisten haben sich im Sommer, teils freiwillig, teils gezwungenermaßen dazu entschieden, mit einem neuen Trainer in die Saison 2021/22 zu starten. Nach den ersten sieben Spieltagen sind nicht nur diese acht Fußball-Lehrer, sondern generell noch alle 18 Trainer im deutschen Fußball-Oberhaus im Amt, wobei der eine oder andere Coach – Stichworte: Pal Dardai und Hertha BSC – durchaus schon Gegenstand von Spekulationen war und ist.
Anders sieht es eine Klasse tiefer aus, denn in der 2. Bundesliga haben nach neun absolvierten Runden bereits drei Vereine die Reißleine gezogen. Aleksey Shpilevski bei Erzgebirge Aue, das Duo Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits beim SV Sandhausen und Roberto Pätzold beim FC Ingolstadt wurden nach enttäuschenden Saisonstarts von ihren Aufgaben entbunden – dabei waren Shpilevski und Pätzold erst im Sommer neu verpflichtet worden. Hinzu kommt noch der Trainerwechsel bei Holstein Kiel, wo allerdings Ole Werner aus eigenem Antrieb zurücktrat und sich von den Verantwortlichen auch nicht mehr umstimmen ließ.
Aue, Sandhausen, Ingolstadt und Kiel werden somit so schnell nicht in der Rangliste der Vereine auftauchen, die in den ersten beiden deutschen Profiligen am längsten mit ihren Trainern zusammenarbeiten. Eine langfristige Kooperation erfordert freilich auch immer die Bereitschaft von beiden Seiten und den Verzicht eines Trainers, bei Erfolgen nicht direkt nach Höherem zu streben. Von den überigen 34 in den ersten beiden Ligen tätigen Fußball-Lehrern heben sich in diesem Zusammenhang zwei ab, die im Laufe der letzten Jahre sicherlich genügend Möglichkeiten gehabt hätten, auf der persönlichen Karriereleiter voranzukommen, aber die auch heute noch beide in einem beschaulichen Umfeld tätig sind und das mit nachhaltigem Erfolg. Gemeint sind natürlich Frank Schmidt beim 1. FC Heidenheim und Christian Streich beim SC Freiburg, die wir nachfolgend gemeinsam mit drei nächstdienstältesten Trainern, die freilich schon einen großen Abstand aufweisen, etwas genauer vorstellen.
Direkt nach dem Ende seiner aktiven Karriere wurde Frank Schmidt, der unter anderem für Alemannia Aachen, Waldhof Mannheim und bei der SpVgg Greuther Fürth spielte, es dabei auf 76 Zweitliga-Einsätze brachte, im Sommer 2007 zum Co-Trainer des 1. FC Heidenheim und nur zwei Monate später direkt zum Interimscoach der damals nur fünftklassigen, ersten Mannschaft seiner Heimatstadt befördert. Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, dass Schmidt auch 14 Jahre später noch im Amt sein würde. Doch aus dem Interims- wurde schnell der Cheftrainer und schon am Ende der ersten Saison stand der Aufstieg in die viertklassige Regionalliga. Unter Schmidt marschierte Heidenheim direkt in die 3. Liga durch und feierte 2014 dann auch den Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Dort hat sich der FCH längst etabliert und mischt in der Regel im vorderen Drittel mit. Mehrfach klopften Schmidt und der FCH ans Tor zur Bundesliga, doch gereicht hat es zum großen Sprung bisher noch nicht. Besonders bitter war natürlich das Scheitern 2020 in der Relegation an Werder Bremen. Doch auch nach dieser Enttäuschung und einigen schmerzhaften Abgängen hat Schmidt wieder ein starkes Team geformt. Aus einem vermeintlichen 1. FC Heidenheim Transfer für die Kaderbreite in relativ kurzer Zeit Spieler zu entwickeln, die in die Bundesliga durchstarten, ist sicherlich eine der größten Qualitäten Schmidts, der aktuell noch einen Vertrag bis 2023 besitzt und mit einiger Berechtigung als völlig unantastbar gilt.
Wie so oft steckte der SC Freiburg an Weihnachten 2011 im Abstiegskampf, als die Verantwortlichen zu der Auffassung kamen, mit dem interimsweise als Nachfolger des entlassenen Robin Dutt eingesetzten Marcus Sorg den Klassenerhalt womöglich nicht zu erreichen. Der zuvor schon seit Mitte der 90er-Jahre im Nachwuchs für den Sport-Club tätige Christian Streich wurde dafür als überregional weitgehend unbeschriebenes Blatt mit der Retter-Mission beauftragt und sollte die Erwartungen übererfüllen.
Der heute 56-Jährige stabilisierte den SC Freiburg und führte den Verein mit seinen vergleichsweise bescheidenen Möglichkeiten zwischendurch sogar noch Europa, überstand indes auch einen Abstieg unbeschadet. 2015/16 blieb Streich auch in der 2. Bundesliga im Amt, schaffte den direkten Wiederaufstieg und konnte sich in der Folge mit seinen Mannschaften meist frühzeitig vom Tabellenkeller absetzen. Dass Freiburg heute Bundesliga Transfers wie Maximilian Eggestein tätigen kann, ist nicht zuletzt der Verdienst von Streich, der freilich am allerliebsten Talente aus den eigenen Reihen weiterentwickelt und so enorme Werte geschaffen hat. Der Anteil des akribischen Fußball-Lehrers, der zu seiner aktiven Zeit immerhin zehn Bundesliga-Spiele für den FC 08 Homburg absolvierte, auch am neuen Freiburger Stadion ist damit kein geringer. Wie lange Streich, den Transfer Insider unter anderem auch schon mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund in Verbindung gebracht haben, noch Trainer in Freiburg bleibt, ist allerdings offen. Schon mehrfach ließ Streich, der es regelmäßig auch mit Äußerungen zu fußballfremden Themen in die Schlagzeilen schafft, durchklingen, möglicherweise nicht mehr allzu lange die Kraft für die Bühne Bundesliga aufbringen zu können.
Mit 534 Einsätzen für den FC St. Gallen und den FC Zürich hat Urs Fischer in der Schweiz nicht nur die zweitmeisten Ligaspiele bestritten, sondern als Trainer in der Alpenrepublik 2016 und 2017 mit dem FC Basel auch die Meisterschaft gewonnen. Dennoch herrschte eine gewisse Skepsis vor, als der 1. FC Union Berlin im Sommer 2018 die Verpflichtung Fischers als neuem Trainer bekannt gab. Diese Skepsis schwand indes sehr schnell, denn Fischer führte die Eisernen am Ende seiner ersten Saison in Deutschland zum allerersten Mal in die Bundesliga. Doch damit nicht genug, folgten ein souveräner Klassenerhalt 2019/20 und Platz sieben 2020/21, der die Qualifikation für die Conference League bedeutete. Aktuell sorgt der 55-Jährige mit Union dort auch international für Aufsehen, sodass Transfer Insider das Interesse anderer Klubs für nicht unwahrscheinlich halten. Fischer, der einen Vertrag bis 2023 besitzt, gilt aber als bodenständig und wird Union sicherlich nicht bei der erstbesten Gelegenheit verlassen.
Zum zweiten Mal hat es Jens Härtel geschafft, einen abgestürzten ostdeutschen Traditionsklub in die 2. Bundesliga zu führen. Anders als nach dem Aufstieg mit dem 1. FC Magdeburg, der Härtel 2018 nach nur wenigen Monaten entließ und schließlich direkt wieder abstieg, hofft der unter anderem für den FSV Zwickau sowie den 1. FC Union Berlin aktive, frühere Abwehrspieler auf einen längeren Verbleib beim FC Hansa. In Rostock genießt Härtel, der die Ostseestädter nach neun langen Jahren in der Drittklassigkeit zumindest in Liga zwei geführt hat, aufgrund seiner detailversessenen Arbeit und seines Fleißes hohe Wertschätzung. Sollte es Hansa gelingen, die 2. Liga zu halten, ist eine Vertragsverlängerung Härtels über 2022 hinaus wahrscheinlich.
Nach sieben Bundesliga-Spielen als Trainer fällt die Bilanz von Stefan Leitl mit nur einem Punkt sehr dürftig aus. Dass niemand bei der SpVgg Greuther Fürth auf die Idee kommt, den Trainer für den schwachen Start verantwortlich zu machen, verdeutlicht indes das Standing Leitls, ohne den das Kleeblatt mutmaßlich gar nicht erstklassig wäre. Im Februar 2019 übernahm der fünf Monate zuvor beim FC Ingolstadt entlassene Leitl die SpVgg im Tabellenkeller und schaffte nicht nur den Klassenerhalt, sondern formte in den folgenden zwei Jahren die spielstärkste Mannschaft der 2. Bundesliga, die trotz geringem Budget im Mai 2021 den Aufstieg feiern durfte.
Die folgenden Transfernews Deutschland mit den vier Abgängen von Leistungsträgern verkomplizierten die ohnehin schwierige Mission Klassenerhalt danach noch, doch obwohl die Zwischenbilanz alles andere als gut ausfällt, hat die SpVgg mit einer etwas veränderten Spielanlage bei den jüngsten Niederlagen gegen den FC Bayern München (1:3) und beim 1. FC Köln (1:3) gezeigt, auch im Oberhaus mithalten zu können. Gut vorstellbar ist unterdessen, dass Leitl seinen bis 2023 laufenden Vertrag auch dann erfüllen darf, sollte es am Ende nicht für den Ligaverbleib reichen.
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